Salzburg, logisch, das lohnt sich immer.
Aber aus Salzburg rausfahren, das lohnt sich mindestens genauso. Direkt am Wolfgangssee entlang geht es nach Bad Ischl, einem Ort, der auf jedem Flecken seines Gemeindegebiets das Wort "Sommerfrische" flüstert. Dass der Operetten-Meister Franz Lehár hier sommers gerne komponierte, wundert kaum und dass Bad Ischl stolz ist auf diese musikalische Vergangenheit ebensowenig. Den Namen des berühmten Mannes trägt hier nicht nur ein Filmtheater, sondern auch ein Festival, das alljährlich seine Werke aufleben lässt und insgesamt ein sehr ehrgeiziges Programm auflegt. Wer auf diese Art oder anderweitig nach Bad Ischl kommt, dem sei geraten, bloß nicht wieder weg zu fahren, ohne sich mindestens einmal, besser sehr viel öfter, im Kaffeehaus Zauner niedergelassen zu haben. Hier servieren reizende Damen das gesamte Portfolio der österreichischen Zuckerbäckerei und weil das alles durchaus üppig ist, machen sie einem sogar ein hübsches Packerl zu recht, wenn mal die Augen größer waren als die Aufnahmekapazität des Magens. Ganz besonders empfehlenswert ist der Kaiserschmarrn und außerdem alles - der Grund, warum ein einzelner Besuch eben nicht reicht. Konditorei Zauner. Pfarrgasse 7. Bad Ischl. Österreich. + Die herrliche riesige Ladentheke, die ein wenig aussieht wie bei einem Juwelier. ++ Die fesch ausstaffierten charmanten Damen im Service. +++ Der Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster. HOTTEST SPOTS @home: Wenn Du Zauner-Patisserie daheim herstellen willst, gibt es dafür auch eine Anleitung. Wie so oft im Leben haben wir zwei Möglichkeiten. Jedoch das Beste ist: Du musst Dich noch nicht mal entscheiden. Ein Stopp auf der Hinreise, ja und nochmal einer auf der Rückreise. Also einmal in der Vorfreude und einmal in der süßen Erinnerung. Gemeint ist hier die Reise zum See, dem Lieblingssee, dem Gardasee.
Anreisen auf der Autostrada ist total fad, vor allem, weil Du dann den ersten Cappuccino oben am Brenner in der kleinen Bar bei den beiden reizenden älteren Damen verpassen würdest. Also Landstraße, alte Brennerstraße, wie der Bayer sie gerne nennt. Ab Trient wird es spannend, denn hier wird er langsam sanfter, der alpine Anblick, der Süden kommt greifbar nah. Das Ziel nicht zu verpassen wird irgendwann die größte Herausforderung, denn aus Richtung Trient, könnte die Cantina Toblino links, am Ortsende von Sarche, glatt übersehen werden. Das moderne Bauwerk kommt derart bescheiden daher, dass es sicher nicht auf den ersten Blick auffällt. Ob der Kreisverkehr gleich danach für alle die gebaut wurde, die vorbei gefahren sind, ist nicht überliefert. Aber nun hinein in die gute Stube. So eine gibt es hier tatsächlich, wenn auch wenig traditionell. Viel Holz, angenehm gedimmtes Licht, Möbel in der perfekten 'keinesfalls kitschig"-Anmutung. Es bedienen junge, fröhliche Menschen, denen wir hier viel zurufen könnten. Die Auswahl an guten Weinen ist riesig und von guter Qualität. Aber bitte warum etwas anderes trinken, wenn Schaumwein im Angebot ist? Der heißt hier "Antares" und schmeckt angenehm trocken und leicht. Kurz gesagt: ein herrliches Getränk. Das noch dazu perfekt zum Speiseangebot passt. Hier geht eine kurze Brotzeit mit regionalen Würsten und Käse genauso wie ein ganzes Menü. Deftige Alpenrezepte, mediterran aufgehübscht. Zum Beispiel Speckknödel, die sich von jungem Porree aufwerten und von einer leichten Käsemousse begleiten lassen. Egal welche Auswahl ... Hauptsache Apfelstrudel zum Dessert. Eh klar. Cantina Toblino. Via Lònga 1. Sarche di Calavino. Italien. + Die wirklich sehr sehenswerte Architektur. ++ Das ansprechende Angebot an Weinen, Spirituosen und Spezereien. +++ Die "entschwerte" Alpenküche. HOTTEST SPOTS @home: Die herrlichen Getränke aus der Cantina Toblino kannst Du auch bestellen. Zwei Möglichkeiten hast Du gut 800 Kilometer entfernt vom Eiffelturm. Na ja, oder sogar drei, wobei eine eher absolute Notlösung als Möglichkeit ist. Wenn Dir also morgens der Sinn nach Croissants, Pains au chocolat und dergleichen steht, kannst Du (Nummer 1) selbst die komplexe Entstehungsgeschichte eines perfekten Croissant-Teiges auswendig gelernt und umgesetzt, vielleicht sogar in weiser Voraussicht sogar noch tiefgekühlt haben. Oder (Nummer 2 und die genannte Notlösung) Du hast irgendwas zum Aufbacken aus dem Discounter daheim. Oder: Du schwingst Dich auf's Fahrrad und steuerst eine der Fililaen der "Boulangerie Dompierre" an. Die Qualität hier ist 1A, das Personal manchmal sogar aus Frankreich und deswegen bekommst Du zur feinen Spezerei auch noch ein bißchen vom verführerischen Akzent. Sehr empfehlenswert vor allem die Brioches und das Brot. Das ist genauer ausgedrückt sensationell. Auch die "Sandwichs" sind très à la Parisienne. Patisserie gibt's anderswo besser, aber nachmittags kannst Du ja auch nochmal woanders hin radeln.
Boulangerie Dompierre. Stammhaus in der Tengstr. 31. München. Deutschland. + Der Blick von der Ladentheke hinein in die Backstube. ++ Der echt französische Geruch aus derselben. +++ Das Wahnsinnsbrot namens Dompierre. Okay, wir geben zu: Es geht schon beides - essen UND schauen.
Allerdings brauchst Du wirklich ein bißchen Konzentration, wenn Du in dem Restaurant gleich in der Nähe des Corso Sempione, den Champs-Elysées Italiens, nicht die Orientierung verlieren willst zwischen all dem wunderbaren Krimskrams, der sich hier versammelt und der das Herz jubilieren lässt: "Ui, den Stuhl hatte auch Tante Uschi! Die Kaffeekanne sieht aus wie die von meiner Oma." Zu vermuten wäre, dieser Ort mit der verspielten Einrichtung aus den 1950er und 60er Jahren hätte vornehmlich die Damenwelt als Zielgruppe, jedoch ist zu hören, dass auch schon Herren hier ins Schwärmen geraten sind. Was allerdings vielleicht eher an der in jeglicher Hinsicht bunten Kulinarik liegen könnte, die auf den Tisch kommt. Cristina Aromando und Savio Bina haben hier aus ihren spannenden Lebensläufen wahrscheinlich das Spannendste gemacht: Einen spannenden Platz, der Augen und Gaumen gleichermaßen beglückt. Galerie Aromando bistrot. Via Pietro Moscati, 13. Mailand. Italien. + Ein Platz, der Erinnerungen weckt. ++ Kultstatus ohne jeden Zweifel. +++ Fantasiereiche Kreationen aus der Küche. |
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